Umberto Eco zum Thema:

 

»Tatsache ist, daß die Welt aufgeteilt ist zwischen Benutzern des Macintosh-Computers und Benutzern von MS-DOS-kompatiblen Computern.

ich bin fest davon überzeugt, daß der Macintosh katholisch und DOS protestantisch ist. Genau genommen ist der Macintosh sogar  gegenreformatorisch und von der "ratio studiorum" der Jesuiten beeinflußt. Er ist heiter, freundlich, konziliant, er sagt den Gläubigen, wie sie Schritt für Schritt vorgehen müssen, um - wenn schon nicht das Himmelreich - den Moment zu erreichen, in dem ihr Dokument ausgedruckt wird. Er ist katechetisch: Das Wesen der Offenbarung wird mit einfachen Formeln und prächtigen Symbolen abgehandelt. Jeder hat ein Recht auf Erlösung.

DOS ist protestantisch oder sogar calvinistisch. Es erlaubt eine freie Interpretation der Heiligen Schrift, verlangt eine schwierigen persönlichen Entscheidungen, erlegt dem Benutzer eine subtile Hermeneutik auf und sieht es als gegeben an, daß nicht alle erlöst werden können. Damit das System funktioniert, muß man das Programm selbst interpretieren: Weit von der barocken Gemeinschaft der Feiernden entfernt, ist der Benutzer gefangen in der Einsamkeit seiner inneren Qual.

Sie mögen einwenden, daß das DOS-Universum mit dem Übergang  zu Windows stärker der gegenreformatorischen Toleranz des Macintosh ähnelt. Das ist richtig: Windows stellt ein Schisma anglikanischer Art dar, große Zeremonien in der Kathedrale, doch da ist immer die Möglichkeit, zu DOS zurückzukehren, um die Dinge in Übereinstimmung mit bizarren Entscheidungen zu verändern . . .

Und der Maschinencode, der beiden Systemen (oder Welten, wenn Sie es vorziehen) zugrunde liegt ? Ah, das hat mit dem Alten Testament, mit Talmut und Kabala zu tun.«

Umberto Eco